Lied

In unserem neuen Liedprogramm stellen Kristian Nyquist und Sebastian Hübner Goethe-Vertonungen von Johann Friedrich Reichardt und Franz Schubert gegenüber.

Ergreifend schön war der Liederabend von Sebastian Hübner (Tenor) und Kristian Nyquist (Hammerflügel) im Heiligenzeller Schlössle……Hübner gelingt es hervorragend, die Nuancen hörbar zu machen, den schlichteren Charakter bei Reichardt und die Tiefe Schuberts, die das Wort in reines Gefühl umsetzt…..Dann wieder ein großer Kontrast, erst der heitere „Rattenfänger“ von Schubert, darauf der „Erlkönig“ in einer ganz und gar verkörperten, hochdramatischen Version, die das Publikum tief beeindruckt in die Pause entlässt.Von Beginn an stellt Hübner eine deutliche Bildlichkeit her, die durch sehr klare Diktion und engagierte innere Beteiligung gestützt wird. Man glaubt dem Sänger die (Lied-)Geschichten, die er technisch absolut perfekt mit höchstem Maß an Gestaltungswillen aus dem Erleben heraus erzählt.
(Badische Zeitung, 20.7.2015)


Zwei Besprechungen zu Franz Schubert „Winterreise“

OFFENBURG (rob)  .…Was Hübner und Nyquist boten, war ein intensives Zerren an der Seele des Hörers. …Hübner arbeitet viel mit leisen Tönen. Mitunter ist es fast ein Raunen, ein Wimmern – bei immer klarer Artikulation. Wo er laut wird – nicht allzu oft – ist es heftiger Ausbruch, gern zynisch oder heroisch. …Wie Hübner sich singend zwischen eitler Hoffnung und heroischer Nüchternheit windet und wendet, die Heftigkeit, mit der er mit seinen Gefühlen streitet – das nimmt mit. …Das unruhige Pochen, wenn der Wanderer vor einem Wegweiser steht – und nicht weiß, wohin, nur fort und weiter will: Hübner singt das tonlos, kraftlos, verloren, gleichgültig. Der hohe trockene und sirrende Klang des Hammerflügels verstärkt diesen Eindruck von Verlorenheit. Das Dissonante, Unaufgelöste der Musik tritt fast schon scharf zutage.

Das letzte Lied, „Der Leiermann“, mit seiner monotonen Wiederholungen, seiner Intervallfolge, die sich einfach weigert, sich aufzulösen – ist das der Beginn des Wahnsinns, die psychopathologische Konsequenz eines, der in allem die Bestätigung dafür sucht, dass wir „fremd“ in dieser Welt sind? Man mag sich verkriechen, mit sich allein sein, um mit dieser hier gehörten „Winterreise“ ins Reine zu kommen. Und hat doch das Bedürfnis, den Künstlern per Applaus zu zeigen, wie tief man berührt wurde. 
(Badische Zeitung, 21.10.2013)


Hübner und Nyquist verstanden es, von den ersten Takten an das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Immer tiefer hinein in diese todesdüstere und pessimistische Seelenwelt des Lyrischen Ichs führte die musikalische Reise. Wie gebannt hingen die Zuhörer an Hübners Lippen und ließen sich von seiner angenehmen und warmen Stimme betören und ergreifen. Hübner erspürte die Inhalte der Lieder regelrecht, es entstand ein Sog, dem man nicht widerstehen konnte….Hübner sang beseelt, schlank, nahezu ohne Pathos und niemals gekünstelt. Seine Interpretationen gehen unter die Haut. (Carmen Diemer-Stachel)
(Rhein-Neckar-Zeitung vom 21.2.2014)